Zeitungsbericht vom 19.02.2016
Medienhaus Der neue Tag
„Der neue Tag - Oberpfälzischer Kurier“
Autor: Josef Maier
Laufsport
Endlich geht's aufwärts für Korbinian Schönberger
Er war fast auf dem Gipfel seiner Karriere angelangt. Bergläufer Korbinian Schönberger war deutscher Vizemeister. Dann folgte der rasante Abstieg. Eine Verletzung verurteilte den Tännesberger fast eineinhalb Jahre zum Nichtstun. Jetzt ist er auf dem langen Weg zurück. Es geht aufwärts.
Dieser Marathon ist der fürchterlichste für jeden Laufbegeisterten: "Ich habe einen Ärzte-Marathon hinter mir", sagt Korbinian Schönberger. So ein Marathon kann Monate dauern, bis man am Ziel ist und jemanden findet, der einem helfen kann.
Insgesamt fast eineinhalb Jahre ist der Bergläufer aus Tännesberg (Kreis Neustadt/WN) nun schon außer Gefecht. Allmählich kommt er, der 2011 bei der Wahl unserer Zeitung zum Sportler des Jahres gekürt wurde, wieder zurück. Mit kleinen Schritten. An Wettbewerbe in ganz Europa, wo er vorher unterwegs war, denkt er aber noch nicht: "Ich war eineinhalb Jahre weg, da kommt es jetzt auf ein, zwei Monate auch nicht mehr an."
Bei Müller-Wohlfahrt
Der Schmerz im Adduktoren- und Leistenbereich kam schleichend. Irgendwann Mitte 2014. Schönberger war damals im Trainingslager des deutschen Berglauf-Nationalteams. Auf der Seiser Alm bekam er von den Schönheiten der Südtiroler Bergwelt nicht viel mit. "Es hat gezwickt", erzählt der 31-Jährige. Das Laufen fiel immer schwerer, bald ging nichts mehr. Die Ärzte standen vor einem Problem, verschiedene Diagnosen wurden gestellt. Gar ein Ermüdungsbruch im Schambein wurde vermutet. Anfang 2015 landete der Tännesberger in der Praxis von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dem Sportarzt schlechthin. Dessen Kollege, Dr. Jochen Hahne, lag mit seiner Diagnose richtig: Schambeinentzündung. Eine Verletzung, die vor allem eines erfordert: Ruhe.
"Sich nicht bewegen, nicht laufen zu können, war für mich ganz schwer", beschreibt Schönberger seine Stimmung in dieser Zeit. "Laufen ist eine Lebensphilosophie für mich." Er suchte Ablenkung, so gut es ging. "Ein bisschen half mir die Arbeit." Schönberger ist mittlerweile selbstständiger Landschaftsarchitekt und hat gut zu tun. "Ich wollte aber auch den Anschluss zu meinen Läuferkollegen nicht verlieren." Er besuchte Trainingslager, schließlich ist er auch Kader-Sprecher. "Einerseits hat es gut getan, die Jungs zu treffen. Andererseits hat es weh getan, wenn die an einem vorbeiliefen." Jetzt kann er selber schon wieder etwas joggen. "Ende September, im Kroatien-Urlaub habe ich damit begonnen." Es geht immer besser. Auch Skilanglauf im klassischen Stil hilft mir. "Im Winter war ich einige Tage im Bayerischen Wald. Beim Langlauf hole ich mir auch die Körperstabilität wieder." Er arbeitet fleißig, aber auch vorsichtig am Comeback.
Als er 2013 deutscher Vizemeister wurde und bei Klassikern wie dem Karwendelberglauf (Sieg) oder dem Osterfelder-Berglauf (Zweiter) stark präsentierte, hatte er viel in seinem Läuferleben erreicht. Schönberger hätte sich da schon allmählich sein Karriereende vorstellen können. Die Verletzung änderte seine Gedankengänge. So will der Tännesberger nicht aufhören. Zumal der 31-Jährige, der früher für die DJK Gleiritsch lief und jetzt für den SWC Regensburg startet, weiter Potenzial sieht. "Die besten Bergläufer sind alle um die 35."
Sich nicht bewegen, nicht laufen zu können, war für mich ganz schwer.Korbinian Schönberger