Mountain Running

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Trail Richtung Meilerhütte (2374m)

Sonntag, 20. Juli 2014

Karwendel Berglauf 2014

Beim diesjährigen Karwendelberglauf veranstaltete Kurt König mit seinem Team erneut einen grandiosen Berglaufwettkampf, ja ein Event! Der Karwendel Berglauf zählt sicher mit zu den Top Adressen im europäischen Berglaufsport. Die neue Streckenführung mit Ziel auf der Nördlichen Linderspitze 2.372 m macht den ohnehin schwersten Berglauf Deutschlands nochmals spektakulärer.
Mein Karwendellaufbericht ist heuer ein etwas anderer Wettkampfbericht - ein besserer Titel - der Karwendelberglauf 2014 und ich:
Nach dem Seiseralm-Trainigslager vergangene Woche war eigentlich geplant, dass ich montags heimfahre, um mich für den Karwendelberglauf regenerieren zu können. Leider brachte ich Muskelprobleme an der Innenseite des Oberschenkels mit nach Hause und konnte die letzten beiden Tage in Südtirol nur noch beschränkt bergab und flach laufen. Mein rechter Oberschenkel war zu, der Rücken das viele bergab nicht unbedingt gewohnt und aufgrund des fehlenden Langlauftrainings im Winter weniger stabil. Trotz zweier Physiotermine, Whirpool, Selbstmassage, Dehnen gab es wenig Besserung.
Nach knapp vierstündiger Anreise freitags (ewig Stau) fiel das Lockerungsläufchen aus (war eh besser) und es ging gleich zum Abendessen zusammen mit Kurt König, John Mooney, Gerd Frick etc. Am nächsten Morgen machte ich dann vorm Frühstück meinen Lockerungslauf, Beschleunigungen unter 3:40min spürte ich leider im Oberschenkel und es ging entsprechend pessimistisch zum Frühstück. Kurt König informierte das Starterfeld hervorragend über die bevorstehenden Strapazen, der Obere Markt in Mittenwald war von den Bergläufern  und den Sponsorenzelten von Sziols und Dynafit belagert. Die meisten  versuchten sich im Schatten der Häuser aufzuhalten. Ich verzog mich etwas in eine Seitengasse und machte einige Berganläufe im Schatten - die allerdings nicht wirklich vielversprechend ausfielen. Am Start reihte ich mich gleich mal in Reihe 3 ein, doch mit dem Startschuss war ich focussiert und war im Verfolgerfeld der Afrikaner neben Stefan Paternoster unterwegs, der feststellte dass in unserer Gruppe auch die erste Frau lief - ich glaub die Kenianerin. An der Talstation der Karwendelbahn vorbei, dachte ich mir okay, es geht eigentlich, schließlich hab ich zu dem Zeitpunkt nur ein leichtes Zwicken gespürt. Das steile Asphaltstück, in dem es sehr heiß war, ging wirklich gut, die Afrikaner vor uns, Stefan und der Schotte Simpson neben mir in der Verfolgung. Dann mit Sehnsucht die erste Verpflegungsstation erreicht. Auf der Forststraße zogen Stefan und Robbie Simpson etwas davon, dafür fiel ein Kenianer zurück, den ich auch bald einholte. Da dachte ich mir schon, wie letztes Jahr, damals war es fast genauso. Als ich dann auf der Schotterstraße mit dem rechten Schuh nach hinten durchgerutscht bin, verspürte ich leider einen Stich im Bereich Hüftbeuger, wodurch folglich jeder Kniehub schmerzte. Im weiteren Verlauf zur Dammkarhütte waren viele Steinstufen und Wurzelhöhensprünge zu überwinden, was Gift für das Bein war. Bereits beim Einstieg in den Dammkarhüttenaufstieg entfernte ich meine Startnummer. Einige Läufer passierten mich, motivierten mich, mitzulaufen, aber es ging nicht. Schon überraschend bald kam mit der Österreicherin Sabine Reiner die erste Frau, der ich entsprechende Motivation auf die weitere Strecke mit gab, 50-60 m hinter ihr die Kenianerin, aber schon deutlich angeschlagener. Nach der Dammkarhütte überholte mich der Altmeister und österr. Berglauftrainer Helmut Schmuck, dem ich mich ein Stück anschloss. Leider vergrößerte jedes Zurückrutschen im Geröll den Schmerz. Auf Höhe der Bergwachthütte stand mein Vater, bei dem ich erstmal eine Pause einlegte und mir eine Flasche Wasser geben ließ. Nach einer kurzen Besprechung der Lage wanderte ich weiter hoch und feuerte die Läufer an, die mich überholten, und sich meist auch erkundigten, was los ist. An dieser Stelle möchte ich mich für die Aufmunterungen und Besserungswünsche bedanken! Ein besonderes Anliegen für mich war es, die derzeit wohl stärkste deutsche Bergläuferin Melanie Noll entsprechend anzufeuern und zu motivieren. Ihr erster Karwendeleinsatz schaute richtig gut aus! Meine weitere Wanderung führte mich an der Film-Drohne des ZDF vorbei, die auch sofort in die Luft stieg und über mir kreiste. Naja ich versuchte nochmal kurzzeitig ein wenig zu joggen. Auf jeden Fall ein interessantes Gerät, das in dem Bergkessel auch ordentlich Geräusche produzierte :).  Endlich am Tunneleingang angekommen, erkundigte ich mich bei Bekannten über den Rennausgang und erzählte meinen Rennverlauf. Vorbeilaufende Teilnehmer feuerten wir an, manche wollten mir schon gratulieren und meinten dass ich schon vom Ziel zurück bin. Nein, bis zum Ziel bin ich diesmal gar nicht gekommen...
Nach dem Tunnel bog ich ins Bergrestaurant ein, brauchte eine kurze Zeit für mich und beglückwünschte dann die erfolgreichen Teilnehmer/innen. Natürlich war ich innerlich traurig und enttäuscht, die Hoffnung starb zuletzt. Allerdings war die Option Ausstieg im Vorfeld eine Alternative. Gesundheit geht vor. Und wäre es nicht Kurt Königs Karwendelberglauf gewesen, wäre ich auch nicht gelaufen.
Ich habe mich mit allen Finishern gefreut, auch über das Kaiserwetter und über die hervorragende Organisation dieses Laufs. Allen Siegern nochmals herzlichen Glückwunsch! Hoffentlich kann ich 2015 auch wieder vorne mitkämpfen. Das Erlebnis beim Karwendellauf 2013 mit Rang 2 war einzigartig.
 
Schön war es, endlich auch mal die beiden Chefinnen von Sziols Optic Fashion, Beate Gabelt und Anja Mahlmeister,  persönlich kennenzulernen. Gut ich hätte mir dazu zwar ein entsprechend erfolgreiches Wettkampfergebnis gewünscht... - dann eben das nächste Mal! Auf alle Fälle ist die X-Kross die ultimative Sportbrille - genauso wie der Karwendelberglauf der ultimative Berglauf ist!
 
Im Nachhinein ist es ein komisches Gefühl, so ein DNF. Eigentlich das erste Mal in 25 Jahren Laufsport. Einmal erreichte ich als Schüler das Ziel nicht, weil ich schneller als der Streckenposten war und falsch abbog und einmal wurde ein Bahnstart vorverlegt und ich war zum Zeitpunkt des Starts am stillen Örtchen - bis der Startschuss fiel. War damals auch lustig. 
 
Einerseits hab ich an diesem Wochenende durch die ganze Geschichte einen Wettkampf auf eine andere - auch durchaus interessante - Art und Weise miterlebt, andererseits kann ein Rennausstieg auch mentale Folgen haben - da meine Verletzung aber die Ursache war, denke ich weniger.
 
Heute Abend zu Hause habe ich mir schon eine neue Marschroute zurecht gelegt - natürlich muss ich abwarten was der Sportorthopäde spricht und was die Konsequenzen daraus sind - aber wie so oft bei Rückschlägen, werde ich an mir arbeiten und stärker zurückkommen. Drückt mir die Daumen!