Mountain Running

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Trail Richtung Meilerhütte (2374m)

Sonntag, 7. Oktober 2012

Deutsche Berglaufmeisterschaft 2012

Vorweg: Bei der diesjährigen Deutschen Berglaufmeisterschaft in Zell am Harmersbach im Schwarzwald konnte ich exakt meinen Vorjahreserfolg wiederholen. Dritter Platz in der Einzelwertung und mit dem Team vom LLC Marathon Regensburg gelang uns eine erfolgreiche Titelverteidigung. Die Wiederholung des großartigen Erfolgs aus dem letzten Jahr hat keiner erwartet, am wenigsten wohl ich selber. Heuer stand bei mir die ganze Saison nicht gerade unter einem guten Stern, einige Siege hab ich kurz vor dem Ziel hergeschenkt, an Zeiten des Vorjahres kam ich nicht mehr hin. Die Unsicherheit wuchs, das Hineinhören in den Körper vergrößerte diese Unsicherheit, zumal ich heuer eigentlich kaum verletzungs- oder krankheitsbedingte Trainingspausen hinnehmen musste. Freilich weiß man nie, wie sich Krankheiten wie Pfeiffersches Drüsenfieber auf das folgende Jahr auswirken. Hinzu kam auch Stress im Beruf und insbesondere auch wegen des Studiumsabschlusses, was oftmals und im Speziellen in Wettkämpfen einer mentalen Blockade gleichkam. Nach der Abgabe der Diplomarbeit verbrachte ich einige schöne und bergintensive Tage in Sexten/Südtirol i. V. m. dem Dreizinnenlauf. Darauf folgten bergintensive Trainingseinheiten und ein für mich absolut positiver Ausgang des Hochfellnrennens. Das war ein positiver Kick! Auch die Tatsache, dass heuer mit mir bei der DM niemand rechnete bzw. andere stärker favorisiert waren. Das tat mir ganz gut, auch ab Mitte der Woche die Wetterprognose, dass es sonntags kühl und regnerisch wird. Ob ich das Wetter mag, nein nicht unbedingt, auch im Anblick der ganzen Schmutzwäsche wünscht man sich doch eher einen goldenen Oktober. Ich denke ich mag das Wetter auch nicht, aber wahrscheinlich mögen es andere noch weniger...

Bereits Donnerstag Nachmittag reiste ich zusammen mit meinen Eltern nach Gengenbach. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Eltern bedanken, die mich seit der Kindheit in Sachen Laufsport fördern und fordern :), nein, vor allem fördern. Nur mit einem starken Rückhalt ist ein so großer Aufwand durchführbar. Freitag morgens hab ich erst mal das riesige Frühstücksbuffet geplündert, holla, bevor es nach Zell am Harmersbach ging. Hier kurz das reizvolle Städtchen besichtigt inklusive des Startbereichs am Storchenturm. Anschließend ging es mit dem Auto zum Brandenkopf hoch, um die letzten 1,5km der Strecke abzulaufen, was im Nachhinein richtig war. Dieser Streckenabschnitt machte mich für den Wettkampf zuversichtlich.

Gipfel des Brandenkopfs (945m ü. N.N.) mit Aussichtsturm und Berggaststätte
In unmittelbarer Nähe stehen außerdem ein Funkturm und zwei Windkraftanlagen



Altstadt von Gengenbach
Nach Kaffee und Torte (ohoh) in der historischen Altstadt von Gengenbach, die sehr zu empfehlen ist, ging ich am frühen Abend noch ein wenig laufen, ebenso Samstag Morgen. Während meine Eltern am Samstag die restliche Strecke besichtigten und Fotos für mich machten, schlenderte ich durch das Ortszentrum von Gengenbach und war beeindruckt von all den historischen Gebäuden und von dem sehr belebten Ortskern.

Kirche St. Marien

Nachmittags Ruhe. Abends einlaufen für den Wettkampf. Nach dem Abendessen regnete es bereits.



Streckenprofil der DM 2012


 
(c) Winfried Stinn
Die DM ist einer der wenigen Wettkämpfe, bei denen ich nervös bin. Ist hald doch was besonderes! Nach meinem typischen Wettkampffrühstück ging es nach Zell. Leichter Dauerregen, neblig. Korbiwetter :) Bereits 1,5h vor dem Start vor Ort, einige Gespräche, das typische Prozedere vor Wettkämpfen, nur hab ich mich fast nicht aufgewärmt, einen Kilometer vielleicht. Mir wars zu regnerisch. Die Eltern positionierten sich auf der Strecke, etwa KM 6 und 8,5. Zweite Reihe, hinter Timo, Startschuss. Wie erwartet ging es flott weg, Timo suchte sein Heil in der Flucht, ich hab mir folgende Taktik zurechtgelegt: abwarten, Sichtkontakt zur Spitze halten und Zurückfallende einsammeln.
 
 
 
 
 
 
 
 
Das klappte auch ganz gut. Heiko Baier und Timo liefen wie erwartet vorne, Joseph Katib kurzzeitig ebenfalls. Startnummer 3 fiel bald zurück.
 
 Von hinten kam Startnummer 22, mit der ich zusammen bald Joseph Katib überholte. Bei KM 3,5/4 - oder war es noch früher? ich weiß es gar nicht mehr - konnte ich bereits den favorisierten Heiko Baier überholen, eigentlich in flachem Terrain. In einer längere Bergabpassage und danach auf flacher Strecke hab ich ein wenig den Anschluss an die Spitze verloren, zudem überholte mich John Mooney, der ebenfalls Mitglied des deutschen Salomon-Teams ist. Da hatte ich dann einen Hänger. Meinen Papa passierte ich bei KM 6, die Strecke stand teilweise richtig unter Wasser, es war richtig crossig. Komische Gedanken gingen mir durch den Kopf, nicht schon wieder Vierter, nächstes Jahr bei der DM am Hochfelln bloß keine Startnummer 4 - damals 2009 auch DM-4. mit Startnummer 4. John Mooney war stark, lief an Position 2 vor, dann sogar zu Timo auf, aber insgesamt schob sich die Spitze wieder zusammen, ich holte auf, die Startnummer 22 - mir bis zur Siegerehrung unbekannt - konnte an John heranlaufen, während Timo wieder den Abstand zu John vergrößern konnte. Timo hab ich dann nicht mehr gesehen, aber die beiden vor mir. Vorteilhaft für mich war es, dass die letzten Kilometer wieder steiler wurden. So machte ich mich an die Verfolgung und tatsächlich konnte ich den Rückstand verringern. Kurz nach KM 8 konnte ich auf John Mooney, für PTSV Rosenheim startend, auflaufen, hielt mich kurz hinter ihm auf und ging dann vorbei. In der schwierigsten Passage des Berglaufs konnte ich nochmal Boden gut machen, meine Mutter, Josef Beha und Wolfgang Münzel feuerten mich an. Nach einem kurzen Bergabstück motivierte mich Wilfried Raatz, noch einmal alles rauszuholen, am Ende waren es dann noch 10 Sekunden auf Platz 2. Trotzdem lief ich überglücklich ins Ziel.
 
Foto Siegertrio von www.brandenkopfberglauf.de
 
 
Nach dem obligatorischen Siegerfoto der besten Drei hab ich mich gleich mit der Wärmekleidung eingedeckt. Sichtlich zufrieden ging es dann zurück ins Tal in die Schwarzwaldhalle, wo die Siegerehrung stattfand. An den Ergebnislisten wurde munter gerechnet, ob es für den Mannschaftstitel reicht. Am Ende war es ganz schön knapp, die ersten drei Mannschaften binnen 45s, zwischen Rang 2 und 3 gar nur drei Sekunden. Danach wurde gefeiert! LLC Marathon Regensburg war sicherlich die erfolgreichste Mannschaft der DM, ein Wahnsinn! Das i-Tüpfelchen war natürlich der Mannschaftstitel der Männer, den ich zusammen mit Ralf Preissl und Marco Sturm verteidigen konnte! Selbst mit unserem vierten Mann, Marco Benz, hätten wir den Titel noch verteidigt! Das zeigt, dass wir zurecht Deutscher Meister wurden.

Deutscher Mannschaftsmeister 2012
Titelverteidiger
Sturm-Schönberger-Preissl
LLC Marathon Regensburg
Die drei ersten Mannschaften
1. LLC Marathon Regensburg
2. LG Braunschweig
3. LG Brandenkopf
alle innerhalb von 45sek.
 

In der Einzelwertung gewann Timo Zeiler völlig verdient seinen fünften Titel. Mit seiner Fluchttaktik lag er absolut richtig. Allerdings war er selbst glaub ich auch überrascht, als zwischenzeitlich plötzlich John Mooney hinter ihm hing. Zweiter der DM wurde der mir unbekannte Benedikt Hoffmann (PTSV Jahn Freiburg).

DM Berglauf 2012 Top3
Für mich war es ein Hammertag mit einem Erfolg, mit dem ich heuer nie und nimmer gerechnet hab.


Team Salomon bei der Deutschen
v.l.n.r. Lea, ich, John und Martin
Wie die restliche Saison ausschaut, weiß ich noch nicht sicher, ein paar Pläne habe ich, im November ist auf jeden Fall Saisonpause.

Link zu den Ergebnissen:
 
 
Frauen

1 Melanie Weiß TSV Annweiler 0:52:00,9
2 Tina Fischl LG Passau 0:52:19,4
3 Tanja Grießbaum LG Rülzheim 0:53:06,0
4 Monica Carl LG Welfen 0:53:17,4
5 Nora Coenen LG Wettenberg 0:53:33,2
 
 
Männer

1 Timo Zeiler LG Brandenkopf 0:42:05,3
2 Benedikt Hoffmann PTSV Jahn Freiburg 0:42:42,8
3 Korbinian Schönberger LLC Marathon Regensburg 0:42:53,6
4 John Mooney Post-Telekom-SV Rosenheim 0:43:24,3
5 Karsten Meier LG Braunschweig 0:43:33,0
6 Jan Mattis Kuhn LC Eschenburg 0:43:54,5
7 Jonas Lehmann TuS Heltersberg 0:44:02,9
8 Heiko Baier LG Braunschweig 0:44:46,9
9 Ralf Preißl LLC Marathon Regensburg 0:44:52,5
10 Ulrich Benz LG Brandenkopf 0:45:02,7
11 Carsten Brod TV Konstanz 0:45:07,0
12 Joseph Katib LG Erlangen 0:45:24,1
13 Marco Sturm LLC Marathon Regensburg 0:45:27,6
14 Andreas Kuhlen LG Braunschweig 0:45:38,6
15 Marco Benz LLC Marathon Regensburg 0:45:47,5
 
 
Mannschaft
 
1. LLC Marathon Regensburg 2:13:13,7 h
2. LG Braunschweig 2:13:58,5 h
3. LG Brandenkopf 2:14:01,8 h
4. TuS Heltersberg 2:17:10,9 h


Zeitungsbericht in der ostbayerischen Tageszeitung
Der Neue Tag
erschienen am 11.10.12