Mountain Running

Mountain Running
Trail Richtung Meilerhütte (2374m)

Samstag, 17. August 2013

Auf den Cerchov

Als letzte Ausflugstour suchte ich mir heute eine Runde im deutsch-tschechischen Grenzgürtel aus. Ziel war der Cerchov (Schwarzkopf) bei Waldmünchen. Im Rother Wanderführer Oberpfälzer Wald wird die Tour als "Grenzüberschreitende Wanderung zu Relikten des Kalten Krieges" bezeichnet. Startort war die kleine Ortschaft Waffenschleife (592 m) oberhalb von Waldmünchen. Stets bergan folgt man den sog. Cerchov-Steig, einen schmalen steinigen Pfad. Ideales Trailgelände, wobei ich heute mit dem Salomon Fellcross gelaufen bin. Über den Grenzübergang Lehmgrubenweg kommt man ins Tschechische.
 
Grenzübergang Lehmgrubenweg
 
 
Eine verfallene Jägerhütte, das sog. Brunnhäusl, macht einem deutlich, dass sich die Natur eines Tages alles wieder zurückholt.
 
Ruine Brunnhäusl (900 m)
 
Über die wenig spektakuläre Felsgruppe Skalka (1005 m), kommt man dann auf eine ehemalige Militärstraße aus den Zeiten des Kalten Krieges. Mit welch großem Aufwand wurde damals die Grenze gesichert und erschlossen!
ehem. mit Betonplatten befestigte Militärstraße
 
Kurze Zeit später hab ich dann den Gipfel des Cerchov (1042 m) erreicht. Der eigentliche Aussichtsturm steht inmitten von ehemaligen Militäranlagen. Teile der Gebäude werden für ein Museum und für ein Bistro genutzt, andere verfallen nach und nach. Es waren doch viele Tschechen auf dem Gipfel, die meisten mit dem Rad, auch einige deutsche Urlauber. Auf dem Aussichtsturm hatte ich eine schöne Fernsicht ins Böhmische, ins Ostbayerische und auf den Bayerisch-Böhmischen Grenzkamm von Reichenstein bis Arber.
 
Zutrittskarte für den Aussichtsturm
Aussichtsturm auf dem Cerchov
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zurück ging es zunächst bis zum Grenzübergang auf derselben Strecke, anschließend machte ich noch einen Bogen nach rechts über die Teufelsbrücke samt Wasserrad und über eine ehem. Kohlenmeilerstätte, auf der heute noch Schauvorführungen veranstaltet werden. Insgesamt legte ich auf der Runde 13,5 km und 480 Höhenmeter zurück, abends folgte dann noch eine kurze Runde mit dem Mountainbike.
 
Runde auf den Cerchov im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet
 
Geschichte zum Aussichtsturm - Tourismusbewegung - 2. Weltkrieg - Kalter Krieg - Heute
Bereits 1893 wurde der touristische Verein Domazlice gegründet. Bereits ein Jahr später wurde ein erster, 17 m hoher Aussichtsturm aus Holz errichtet, zudem wurde 1897 eine Hütte eröffnet, in der man übernachten konnte. In den Folgejahren erschloss man den Berg mit zahlreichen Wanderwegen. 1905 wurde ein neues Turm erbaut. Nach dem ersten Weltkrieg wurde in den 20er Jahren eine neue, größere Hütte mit 30 Übernachtungsbetten gebaut. 1938 wurden nach dem Münchener Abkommen grenznahe böhmische Gebiete aus dem Chodenland ans Deutsche Reich angegliedert, so auch der Cerchov. Nach dem Krieg fing der Tourismusverein Domazlice mit Sanierungsarbeiten an, da der Turm durch Artilleriebeschuss beschädigt wurde, und die Hütten in desolatem Zustand zurückgelassen wurden.1948 wurde sogar eine Langlaufloipe hergestellt. Ab 1949 jedoch wurde die Anlage auf dem Cerchov geschlossen und an das Militär übergeben, der Tourismusverein aufgelöst und ein militärisches Ausbildungszentrum einegrichtet. Im Kalten Krieg spielte der Cerchov aufgrund seiner Lage eine bedeutende Rolle als Abhör- und Aufklärungszentrum gegen die US-Army und Bundeswehr. Außerdem hatte man direkte Sicht auf das Abhörzentrum des amerikanischen, französischen und deutschen Geheimdienstes auf dem Eckstein/Hohen Bogen.
 
Abhörstation der Westmächte auf dem Hohen Bogen
(c) Mittelbayerische Zeitung
 
1982 bis 1988 wurde ein zweiter Turm auf den Cerchov gebaut.
 
Der zweite Turm auf dem Cerchov
Das Areal war doppelt eingezäunt, teils mit Minenfelder versehen. In Kasernen waren Grenztruppen und Hundestaffeln stationiert.

Foto von einer Infotafel auf dem Cerchov
Wenn man wie ich heute auf dem Aussichtsturm steht und auf die ehemaligen militärisch genutzten Anlagen schaut, kann man nur dankbar und froh sein, dass diese Zeit des Kalten Krieges vorbei ist und heute Tschechen und Deutsche das Areal wieder zur Freizeitgestaltung nutzen!
Nach dem Ende des Kalten Kriegs war die militärische Anlage auf dem Cerchov noch jahrelang Sperrgebiet. Erst 1999 konnte mit umfangreichen Sanierungsarbeiten am Aussichtsturm und dem Umfeld begonnen werden, die bis heute andauern. Das Interesse am Cerchov ist groß, so dass 2012 bereits der einhunderttausendste Besucher begrüßt werden konnte. Und ich bin froh, dass ich es 2013 auch endlich mal geschafft habe, diesen geschichtsträchtigen Ort (im Laufschritt) zu besuchen.
Ehem. Kasernen und der Aussichtsturm