Mountain Running

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Trail Richtung Meilerhütte (2374m)

Donnerstag, 1. Mai 2014

Bester Deutscher beim Wallberglauf

Welch ein Kraftakt heute! So früh wie heuer bin ich noch nie in die Berglaufsaison eingestiegen. Nachdem ich letztes Jahr aufgrund einer Grippe dem Organisator des Wallberglaufs Herrn Reitmeir absagen musste, klappte es heuer endlich mit meiner ersten Teilnahme am Wallberglauf.
Gestern am späten Nachmittag reiste ich nach Bad Wiessee, wo ich die Deutsche Berglaufmeisterin von 2013, Birgit Unterberger, die in derselben Unterkunft übernachtete, antraf. Gemeinsam ging es dann zum Abendessen nach Kreuth. Dort gab es ein gemeinsames Abendessen mit Herrn Reitmeir und zahlreichen Wettkampfhelfern. Um 7 Uhr bimmelte dann heute morgen der Wecker, und nach dem Frühstück gings um halb zehn zur Talstation der Wallbergbahn. Für mich war die Tegernseer Region komplett neu. Einmal war der Ort Tegernsee Startort einer meiner MTB-Alpenüberquerungen, aber damals regnete es in Strömen und so bekam ich auch nichts von der Region mit. Die Wettkampfzone war bestens organisiert und ausgeschildert. Herr Reitmeir informierte die 311 Läufer/innen über verschiedene Starter, über die Strecke etc. Ich zog mich ein wenig zum Aufwärmen zurück, schließlich kenn ich inzwischen soviele Läufer in der großen Berglauffamilie, und ab und zu muss man sich dann auch einfach mal zurückziehen. Heuer gab es ein Novum, der Start war 400-500 m weiter unten, so dass es seit heuer auch 30hm mehr, also insgesamt 860 hm sind.

(c) Damian Zmudzinski 
Die Parkplätze vor der Talstation erreichten wir nach 2 min, so dass man für die Strecke ca. 2min länger braucht. Da ich zuletzt Anfang Oktober einen Berglauf in den Alpen machte - Jennerberglauf - und dort auch zuletzt länger als 300hm am Stück bergauf lief, war es mir im Vorfeld schon klar, dass das eine zähe Sache wird. Ein Dlugosz war für mich heute kein Orientierungspunkt. Mit Richard Obendorfer, Andrew Syme und dem Skibergsteiger Toni Lautenbacher, der auch im Skibergsteigweltcup eingesetzt wurde, war genug berggeübte Konkurrenz da. Bei KM 1 nahm ich allein die Verfolgung von Dlugosz auf, das ging aber nicht lange gut, spätestens als der Weg eher zum teils matschigen und rutschigen Pfad mit Wurzeln und Steinen wurde, näherte sich wieder der Ungar, und wenig später auch Toni Lautenbacher, mit dem ich dann wieder zum Ungar hinlief. Als wir bei dem Kameramann des Bayerischen Rundfunks vorbeiliefen, waren wir wieder ein Trio. Leider hatte ich danach doch ziemliche Probleme im technisch schwierigen Teil der Strecke. Während sich die anderen aus dem Staub machten, hab ich mental das Rennen schon fast aufgegeben. In den Serpentinen konnte man gut sehen ob bzw. wer von hinten kommt. Aber da kam nichts. Als die Strecke wieder mehr zu einem Splittweg wurde und es gleichmäßig und nicht mehr so steil bergan ging, ging es auf einmal wieder, v. a. sah ich vor mir allmählich wieder die beiden Jungs. Zumindest zu dem mir im Vorfeld angekündigten Wiesenhang wollte ich nochmal ordentlich laufen, um auch nach hinten abzusichern. Insgesamt war es heute auch ein Lauf voller Überraschungen, schließlich kannte ich die Strecke nicht. Aus dem Wald kommend sah ich dann den steilen, aber recht kurzen Wiesenhang. Im oberen Drittel gingen der Ungar und Toni. Und plötzlich hatte ich wieder Feuer und haute mich in den Wiesenhang, den ich im oberen Drittel dann auch im Bergschritt, wohl eher nach links und rechts wankend, bewältigte. Auf der dann folgenden Bergschotterstraße konnte ich beobachten dass sich der Ungar von Toni lösen konnte. Nicht unbedingt ästhetisch, aber effizient kämpfte ich mich allmählich an Toni heran, natürlich auch angespornt von den Zuschauern....ein Stück schnell laufen, dann kurz gehen, wieder laufen, irgendwie musste ich mich an die Duelle mit Toni Palzer im letzten Jahr erinnern. Vor dem Gebäude zwischen Wallbergkircherl und Bergstation lief ich an Toni Lautenbacher vorbei, musste aber danach beim Kuhrost nochmals eine kurze Gehpause einlegen. Das Ziel im Blick ging es dann hurtig ins Ziel - yeah bester Deutscher nach großem, hartem Kampf, wie eben ein erster Saisonberglauf sein soll! Die 66s Rückstand auf den ungefährdeten Sieger Andrzej Dlugosz sind auch noch nicht außer Reichweite. Zweiter wurde der Ungar Szabo. Der stark laufende Toni Lautenbacher finishte 3s hinter mir.

Die folgenden Fotos stellte mir Herr Reitmeir zur Verfügung:
 

 




Die Strecke:
 
 
Zielverpflegung, Wärmegepäck und auch die Zielkommentare von H. Reitmeir waren mustergültig und natürlich mit entsprechendem Fachwissen. Zusammen mit Lauffreund Rupert ging es dann zum "Auslaufen" zum Wallberggipfel. Auf dem Weg hinauf trafen wir auch Birgit Unterberger und Melanie Noll, die heute Gesamtzweite wurde.








In der Bergstation fand dann ab 13 Uhr eine Verlosung statt, währenddessen ich mir ohne Losglück den Kaiserschmarrn schmecken ließ - das Zielessen war im Startgeld dabei, genauso wie die Talfahrt und die Parkplatzgebühr. Die Siegerehrung wurde dann pünktlich um 14 Uhr durchgeführt. Zunächst wurden die Gesamtsieger geehrt - bei den Männern die ersten zehn, bei den Frauen die Top7, die alle Geldpreise bekamen. Für die Sieger wurden die polnische bzw. ungarische Nationalhymne gespielt, was der Siegerehrung natürlich auch eine entsprechende Atmosphäre verleiht. Wenn man sich überlegt, dass bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften keine Nationalhymne gespielt wird, ist das traurig. 2009 beim Hochfellnberglauf machte man dies, was eigentlich schon ein emotionale Erlebnis ist.  Im Anschluss an die Gesamtsieger wurden die Top3 der Altersklassen geehrt und zuletzt die Mannschaft mit den meisten Läufern und die schnellste Mannschaft. Ratzfatz nach 25min war die Siegerehrung vorbei. Insgesamt muss man schon sagen, dass Herr Reitmeir weiß, was er macht. Da hat alles Hand und Fuß. Angefangen von der Streckenmarkierung inkl. KM- und HM-Schilder bis hin zur Siegerehrung - was übrigens mit 311 Teilnehmer belohnt wurde!
 
Für mich war der Wallberglauf eine erste Standortbestimmung, wohlwissend dass ich noch einige Trainingskilometer im alpinen Gelände brauche, bevor es dann ab Ende Juni richtig ernst wird. Hierzu gab es heute schon erste Planungen zusammen mit Andrew Syme, dem Wirt vom Osterfelder Kopf. Bei der Heimfahrt wurde es mir heute wieder bewusst, dass Berglauf die geilste Laufsportart ist. Ich bin heuer schon Cross, Straße und Trail gelaufen, aber Berglauf ist nicht nur der Kampf gegen den Gegner, mit der größte Gegner ist die Strecke selbst. Die Glücksgefühle, den Berglauf gemeistert zu haben, in Verbindung mit der Gipfelaussicht - heute dem Blick auf den Tegernsee - sind fantastisch. Mit großer Vorfreude und Ehrgeiz fiebere ich den kommenden Berglaufwettkämpfen entgegen. Wieder zuhause drehte ich noch eine 20km lange Mountainbikerunde zum Abschluss des 1. Mais.
 
Fotos vom Lauf folgen.
 
Ergebnisse 5,5 km 860 hm, 311 Teilnehmer:
 
MÄNNER
1
DLUGOSZAndrzej
34:05
POL
2
SZABOSandor
34:45
HUN
3
SCHÖNBERGERKorbinian
35:11
GER
4
LAUTENBACHERToni
35:14
GER
5
SCHOURENFrank
36:11
GER
6
UEBELSteffen
36:43
GER
7
SYMEAndrew
37:08
GBR
8
FISCHERMario
37:19
GER
9
OBENDORFERRichard
37:26
AUT
10
BRANDMichael
37:36
GER
 
FRAUEN
1
MERENYI Timea
39:31
HUN
2
NOLLMelanie
41:37
GER
3
MAIERMichelle
42:21
GER
4
UNTERBERGERBirgit
44:14
GER
5
ZATORSAIsabela
45:14
POL
6
MERLMagdalena
46:01
AUT